Zuflucht zu Gedichten

Zu euch, ihr Lieder, muß ich fliehen,
Wenn alles rettungslos versinkt,
die Schatten sich zusammenziehen
Und nur der Tod Erlösung winkt.

Ihr singt so ernst, ihr toten Dichter!
Deckt euch auch Staub, ihr seid nicht fern.
Ich seh die blassen Angesichter
Und den zerbrochnen Schicksalsstern.

Auch ihr habt so wie ich gelitten,
Die Verse reimen stumm das Leid.
Ist auch die Feder müd entglitten,
Der Schmerz will tiefe Ewigkeit.

In seinem tiefen Weltenborne
Erlöst sich brüderlich mein Blut,
Aus all dem dunklen Lebenszorne
Und kühlt die aufgewühlte Glut.

Deshalb, ihr Lieder, muß ich blättern
In manchem längst vergilbten Band,
Wenn in den bunten Schicksalswettern
Erschlaffte meine Fechterhand!

12.7.1929

Gedichte A bis Z