Vor den Cafes am Hafen

Wie in der Arktis war es noch vor Monden,
Der See in Gletscherstarre grau und tot,
Die Bäume barsten und der Schwäne Not
Zeigte die Grausamkeit in der Natur.
Jetzt aber leuchten von Cafés die Farben
Der bunten Stühle in den Tag,
Und Stunden, die in eisigem Melken starben –
Erstrahlen im Magnolienbaum zum Licht!
Die Gäste, sonnenfroh, verplaudern
Die Amselhymnen.
Und plötzlich ist mir ein Erinnern naht
So war es in Paris.
Cafe du Dome,
Wo ich sie erstmals sah.
Margot.
Und sie bei einem Vers von Baudelaire
Solang mich warten liess.
Die Lichter flammten auf,
Die Seine, ein Strom in Perlenketten…
Doch nein – hier will ich den erblühten Tag
So wie ein Bildnis sehen.
Mit einem Lächeln, das der Nacht entfloh
Die Knospen grüssen, der Forsythien Gelb,
Raketenkühn in den Azur geschossen.
Ich will hinwandern durch den Blumenwind
Und wissen, dass mein Russ im Schnee nicht gleitet,
In Eis und Schnee – wie einst ‑
Und dass das Leben neu ins Ewige sich weitet.       

3.-4. Mai 1963, nachmittags 3-4 Uhr

Gedichte A bis Z