Vom Tod

Nun gehen alle Dinge schlafen,
Doch ich muss Wachen eine Nacht!
In meinen Ohren rauscht es sacht,
Das Meer der Tiefe. Still im Hafen
Ruhn fremde Lebensschiffe aus,
Doch hier, in meinem alten Haus,
Da muss ich wachen viele Nächte,
Muss denken finstre Dinge aus!
Ob mich ein Gift nicht weiter brächte,
Das schwer betäubte meinen Sinn?
Lasst mich allein, mit mir allein,
Ich steige mutig durch die Schächte
Von Anbeginn zu Anbeginn!
Ruht nur ihr Guten, Freund und Feinde,
Süss ist der Tod, der Stunden währt
Ich bin ein Mensch der Nachtgemeinde,
Der ohne Tränen dennoch weinte
Und dem kein Elend je verjährt!
Hinüber in die fernen Hallen,
Wo weisse Marmorleiber stehn
Und goldne Blätter niederfallen,
Die Engel mit den Menschen gehn
Und Flöten auf den Wiesen schallen –
In diese Reiche 1asst mich sehn.

25.1.1941

Gedichte A bis Z