Unter weissen Rosen

Als weisse Rosen vor dem Fenster blühten,
Starb sie dahin,
Im Angesicht den Frieden
Und grosser Nacht Beginn.
Die Züge, schon umlodert von Gestirnen,
Vorschwebten sanft im Raum
Und blasse Knospen wuchsen wie im Traum
Aus ihren Händen.
Von den Firnen
Der fernen Berge wehte kahler Glanz.
So lag sie da im weissen Brautgewand
Ein Seraphin des Leides, unerkannt
Den Toren dieser Welt. Im Haar den Kranz,
Den Sappho trug und jeder hohe Geist.
Im wettergrauen Turm stand still die Zeit
Und in den Truhen lagen lichtumkreist
Die Werke,
Den Ruhm zu schützen, die Unsterblichkeit!

Für Droste-Hülshoff; 22. März 1954

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