Sonett (Gleich dem Maler, dem die Kunst gegeben)

Gleich dem Maler, dem die Kunst gegeben
die schöne Erde doppelt zu verschönen,
In ein Bild Empfindung zu verweben
Um es mit Seelenzauber zu bekrönen,

So flieht der Sänger in sein trautes Lied
Des letzten Jugendtraumes welke Rosen,
die in dem Sturm der Zeit schon längst verblüht
Und nimmermehr um Glück und Liebe kosen.

So auch der Dichter, dessen tiefer Geist
Der Schlüssel ist zu seines Herzenspforte,
Durch deren Blick das Innere uns beweist,

Das – was der Dichter schreibt, sind – Herzensworte!
Es zeigt sich hierin jedes Künstlers Art:
„Wie innres Leben mit der Kunst sich paart!“

Ungefähr 1915/16

Gedichte A bis Z