Monolog (Soll ich mich beugen über dieses Blatt)

Soll ich mich beugen über dieses Blatt,
So weiß, so weiß wie einer Lilie Schnee,
Dem Duft nach Geist gehören ganz im Weh
Des Wörterbauens einer Stadt
Von Versen, die viel Häusern gleich,
Gefügt nach meinem Denken , Arm und Reich,
Sonne und Schatten birgt, soweit und groß?
Ja, komm mein Herz und schütte vor mir aus
Der Klage Steine und der Freude Korn,
Doch schütte zu nicht meines Lebens Born,
Du weißt, das Sein ist mir des Lichtes Licht
Trotz allem Jammers! So sei mein Gedicht
Das schwarze Blut des Grams, das helle meiner Lust,
Ein Kind noch bin ich an der Erde Brust.
Du kennst mich gut!
Was treibt sich nun zuerst aus allem Sinn?
Der Staub der Welt — der erste Anbeginn,
Die Sterne! Unser Erde Kreis!
O Wahnsinn, dass ich mich vermesse,
Doch meines Geistes Feueresse
Lässt kühn des Wissens Silberfahne wehn!
Du Kosmos, wechselst alles Wechsels Ring –
Und sind wir Gott – und Tier – und nichtig Ding –
Auf dem Planeten, schauerlich erwählt –
Der Gang der Zeit hat unser Hirn gestählt
Dies zu begreifen! Doch ist noch alles wild und bös und kalt
Wir stehen tief in aller Zeiten bald.
Und schreien noch durch Muscheln in die Welt,
Urmenschen gleich, so schlecht ist es bestellt!
Was ist der Tod? Was Liebe? Was das Sein?
Fällt immer neu das neue Forschen ein!
Wir ahnen nur des Todes Schollenmacht,
Sein Schaffen für den Tag und für die Nacht. –
Die Liebe ist uns seines Spiegels Glanz,
Ein Erdenstrahl, ein weisser Höllentanz
Und Leben scheint uns klarester Kristall
Des Hirns, Bewusstseins und des All! –
Und dies Erkennen – ist es gross und gut? –
Und dann das Geld, des Egoismus Münze!
Der Reichen Eisen und der Armut Haft,
Des Weltenkrieges Tigerleidenschaft,
Trägheit des Herzens, Hirne am ermatten
Bereit den Geist in Träumen zu bestatten! –
Und doch sind Menschen – Fackeln in der Hand
Und in der Brust das Korn – ein neues Land
Zu säen als der Sonne Jünger! –
Und fällt ihr Leib nur als des Ackers Dünger –
Sie sind die Hoffnung und der Zukunft Brot,
Sie sind die Wahrheit und das Grab der Not!
Und wären sie nicht – wär das Leben doch,
Das Leben, Denken, Lieben, schaffen noch!
Der Garten Schlaf, der Landschaft Muldenspiel,
Der Erdenfreuden, ach, so viel, so viel!
Und dieses Eine: Des Bewusstseins Helle,
Das uns erhebt bis zu der Sterne Schwelle!
Mein Herz, mein Herz, du fühlst es schon genug
Was schön ist, trotz Verrat, Betrug
Und des Vergehens monotone Qual,
Des Nachbars Nadelstiche ohne Zahl,
Der Frauen Lüge, ihren Messerstoss,
Der Freunde Scheiden und ihr Sterben gross, –
Der Krankheit Nagen und des Vaters Gruft.
Mein Herz du atmest doch in freier Luft!
Mag alles wanken, stürzen, niederbrechen,
Es lebt der Mensch und ich darf fröhlich zechen
Mit allen die gelebt – und sind – und kommen –
Wenn sie nur gut und ganz von sich genommen,
Die Last des Niedren , des Gemeinen, Kalten!
Dann darf und will ich um der Menschheit Ehre,
Zu ihrem Schutze und zu ihrer Wehre,
Den Sieg des Lebens erdenweit entfalten

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