Mond und Jasmin

Duftender Schnee im Busch,
Mond im wirren Geäst.
Jasmin, Parfüm der Juninacht.
Liebende pflücken Zweige und schweben dahin,
Leichter wie Wolken, leichter als Sommerwind.

Ein Jahr lasteten Vlaminckwolken
Vor den schwarzen Fenstern.
Nun aber blüht’s, drängt den Geruch
In den gläsernen Schlaf
Sterne aus Nacht und Mond,
Sonne und Finsternis.
Von fern weht Heugeruch durch die Gassen,
Vom nahen Land.

Erlöste Schwermut.
Duftwerdender Sommer.
Welkt ihr schlaflosen Nächte,
Jetzt wogt der Blumenatem in den Räumen.
Wunderbare Erfüllung! Lohender Lichtkreis.

Eine Frau lehnt am Fenster.
Ihr weißes Haar strahlt für einen Dichter.
Harmonie: Mond, der in die Nacht horcht –
Duft wuchernder Blüten!
Bildnis für die Sehnsüchtigen: Mond und Jasmin!

7.6.1966

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