Hamlet – Monolog

(Versuch einer zeitnahen Umdichtung)

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage,
Solang ein Mensch den anderen unterdrückt,
Die Macht missbraucht wird, der Arme leidet,
Die Liebe sich verkauft, das Recht der Häftling
Des bestellten Richters, die Behörden gespreizt
Sich rekeln und das Gold
Dem Nichtigen falsche Größe leiht!
Deshalb das Herz dem Stillstand zu verhaften
Will uns oft klüger scheinen als solch Gewicht
Und faltentiefer Jammer fortzuschleppen.
Doch, wenn wirs nicht tun, ist es Rücksicht kaum
Auf Träume nach dem Tode …
Wir wissen, dass das ergab zu Erde Fleisch verwandelt!
Doch Leben will nur Leben – nicht den Tod –
Und kein Ausweg ist es, des Zeitgeists Schläge
Zu dulden, zu sterben – schlafen – träumen –
Dennoch die Angst davor mit blassem Geist
Bemantelnd. Die ganze Welt zu planen
Gilts! Auf Goldeswaage gleiche aus Vernunft
Besitz und Arbeit und vollkommener
Ist schon das Leben! Nicht mehr angekränkelt
Zögere Forscherdrang und Gegenwart!
Schönheit kröne und friede das große Werk!
Bleiben genug noch der Leiden: Die Wehen
Des Gebärens, des Sterbens fiebrige Ängste
Und dunkler Triebe düstere Mächte
Revolten der Natur – und dann die Fragen
Welch‘ Antwort uns erforschte Sterne geben…
Doch, trotz alledem bestünde menschenwürdig solch Sein! Und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck
Von keiner Rücksicht aus der Bahn gelenkt,

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