Einer Tänzerin

Gelehnt an eine Leiter sah ich dich,
Das Kleid fiel sanft wie eine Lichtfontäne,
Falte um Falte glich dem zarten Strahl,
Und ich empfand mit einem Mal,
Wie deine junge Schönheit mir die Träne
Der Schwermut hob in die beschwingte Kunst.

Ich sah dein Haupt, den tiefgeneigten Blick,
Das kurze Haar, gelockt im Stirnenbug,
Und scheu wich ich zurück
In Zimmerschattens roten Dämmerdunst.
Dann stiegst du auf zu einem leichten Flug,
Dem Schmetterlinge gleich, dem Irrlichtschein;

Kreis, Sprung, Spirale, Beuge, weisser Schwan,
Blitzstrahl, ,Musik, Erotik, froher Schwung, Triumph!
O Schönheit, Schönheit, Atem, Arm und Bein
Und jede Geste Lass, Begeisterung
Und alles Wahrheit, Wirklichkeit, kein Wahn!
Sankst du erschöpft in meinen starken Arm?

Ich weiss es nicht, Erinnern sagt mir nur:
Vollkommenheit erschrak mein wildes Blut;
Hier übertraf sich spielerisch und jung
Die höchste Kunst: die leuchtende Natur!

27.3.1952

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