Einem Toten

Und nun auch du!
Du sprachst, ein Seher ‑
Von je vom Tod und Kirchhofsruh.
Nun bist du tot, auch du, auch du!

Erinnern nur
Ist Trost und Wunde.
Erinnern, Freund! Wir sind allein!
Bewußtlos du, verflucht ich, wach zu sein! –

Du liebtest Wald
Und Wiesengründe.
Des Morgendämmers stilles Licht
Traf oft dein fahles Angesicht.

Du sangst so schön!
Das Blut der Töne
Floß hell wie klarer Bäche Klang
Und Schwermut dunkelte im Sang.

Im Moos den Pilz,
Versteckt im Laube,
Von samtner Bräune überdacht,
Du brachst ihn aus der Waldesnacht.

Und dann nach Haus!
Der Waldrand raunte,
Ade, ade, rief fern dein Lied,
Und bläulich schattete das Ried.

Neu grünt das Tal,
Die Bäume rauschen.
Doch andre, Bruder, wandern dort,Und wandern auch für immer fort.

28.3.1929

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