Eine Fremde in Lindau

Weit kam sie her, wo Cezanne malte,
Die Landschaft teilte in kubische Formen ‑
Einsam mit Bäumen sprach, Mit Farben
Und am „Hause des Gehängten“
Die Dächer liebte, Äcker und den Toten. ‑
Weit kam sie her
France!
Rotkäppchen, das Haupt geziert mit einem roten Schal.
Dem Brunnen entnahm sie Silber.
Fing Föhn im Haar
Und hielt die Rosen schützend vor dem Herbst.
0 Trunk aus tausend Quellen! Jugend, dein weisser Duft,
Dein Lachen aus ferner Erde,
Doch so nah, so nah.
Und im Café, inmitten hellen Stühlen
Und bunten Schirmen ganz Gast.
Die schöne Fremde!
Sommer, Lichtvulkan, beleuchtet dies Bild.
Nein, kein Adieu!
Abschied ist Nacht!
Bleibe Anblick, Lichtgestalt,
In ewiger Dauer!

10.7.1964 11 Uhr abends

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