Der Totenmarsch von Buchenwalde

In Buchenwalde, im April,
Begann der Marsch. Gedrückt und still
Zogen die Häftlingskolonnen dahin.
Das elende Leben ohne Sinn
Sollte jetzt ein Ende haben.
Mord! Mord! krächzten am Wegrand die Raben
Und der Kranke hielt wankend den ‚Kranken fest.
Der Marsch gab vielen, vielen den Rest.
Mancher stürzte mit einem Schrei,
Für diesen war es für immer vorbei!
Und die andern wurden, zum Sterben gereift,
Erdrosselt und von der SS noch geschleift.
Genickschüsse krachten, wißt ihr wieviel? Eintausendzweihundert! Ein blutiges Spiel!
Dreihundert nur kamen an das Ziel.
Dreihundert Genossen wurden befreit,
Befreit für eine neue Zeit!
Aber am Wege nach Buchenwalde
An einer Scheuer, an einer Halde
Findet man heute noch manches Skelett
Flüchtig vergraben im Erdenbett.
Wahrlich, sie machten kurzen Prozeß,
Die schwarzen Henker der SS
Das war der Marsch der Totgeweihten,
Aber die dreihundert Befreiten
Schreien nach Taten, nach Sühne und Recht.
Sie sind die Kraft für das neue Geschlecht,
Sie sind die Zeugen für Himmlers Verbrechen
Und werden sich rächen!

Erschienen in „Gedichte der Zeit“ von William Becher, Volksbücherei Singen a.H., 1946

Gedichte A bis Z