Der Stiefel

(sächsisch)

Er wusste selwer nich wies kam
Als er sich seine Lisbeth nahm.
Das heest — sie hatte ihn genommen
Sonst hätte er sie nie bekommen. –
Na gut nu ging die Sache schnell
Und abends sass mer im Hotel.
Und wie das nu althergebracht
Es folgte druf die Hochzeitsnacht.
Doch eh man nu — es war schon spät,
De Bärne eifrig ausgedräht,
Da zog er seine Stiefel aus
Und stellt se vor die Diehre naus.
„Mach zu, da kommt ja Kälte rein.“
Rief sie. „Heit Abend wärds noch schnein.“
Schnell macht er zu , der brave Mann.
Was dann? Das geht euch garnischt an –!
Am Morgen war die Nacht vorbei.
Er aß ä wischgekochtes Ei ——!
De Kälte die war färchterlich
Und seine Stiefel sucht er sich.
Doch wärnse ewig nich gefunden,
Se suchen — und se warten Stunden. —-
Da geht sie uffn Balkon naus
Und ruft: „Wie sieht das scheene aus.“
„Es hat geschneit, nu gucke blos“!
Doch ach war der Schrecken groß.
Da standen —– unterm Schnee begraben —-

De Stiefel — wie zwe schwarze Raben —!

Sie rief: „Du hast um alle Welt
De Stiefel ähm hier naus geställt!“
Da war er baff! —- Sie musste loofen
Und glei baar neie Stiefel koofen!

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