Bilderausstellung in einem alten Saale

In braunen Schattem sitzt die Zeit-
Der Raum ist Stille, feierlich,
Die Bilder, Künste eines Menschen Hand,
Sind Zeugen unser Tage,
Stumm im Geviert
Dort steht am Fenster eine schmale Frau,
Die Brust der Nacht entblößt, dem Sehnen ganz-
Lasuren rinnen hornig tief im Grund
Und hellen zart und bleich das Nackte auf.
Hier blickt ein Dichter stark und tagesklar,
Da zeugen Farben von der Spanierin Glut,
Daneben tost die aufgeschreckte Lust
Im Schein  der Lichtreklamen durch die Gasse.
Gedränge, schief Hauser, eng, verdammt-
Und dort die Aquarelle,
Läßt die Sonne leuchten, als explodiere diese Welt.— Zeichnungen, wirr, fast Wahnsinn, doch Methode,
Fesseln das Sein im Strich.
Und eines weibestrunkene Raserei
Lockt mit den Fieberkurven ihres Leibes
Grell, schamlos, im genialem
Wurf, stille Mutteraugen, sammetdunkel,
Versöhnen tief
Du stille Frau, die aus dem Grab dort blickt,
Gib dem Geweihten Recht und Trost der Not
Und den Verderbten schaue tief und lange
Durch unserer Seelen trüben Nebeldunst
Und rette uns im Namen echter Kunst
Vor der Erniedrigung, dem Untergange!

Für Kunstmaler Löflath, Lindau

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