Begegnung (2)

Einsame, mit einer Kette spielend an Trottoires Rand
Die Nacht ist da!
Dein Kleid fängt ihre Tiefe in den Falten,
Fächer um reife Hüften!
Die Beine, zum Schoß hin lockend, wachsen aus Schuhen
Von noblem Schnitt, aufreizend, jäh,
Wie deiner Nägel blutende Blätter.
Kein Gruß – doch Abschied
Durch die Finsternis
Das Dunkel wischt mich aus und du auch du gehst davon –
Alte Römermauer
Verdeckt dich jetzt.
Ich heb im Geiste deines Kleides Saum an meinen Mund
Und atme Liebe, wie Baudelaire,
wenn er sein Angesicht im Haar der Jeanne Duval,
Der höllischen Mullatin, tief vergrub !

23.10.1958

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