Auf der Ruggburg

Nur eine Mauer steht am Hang,
zerfallen längst ist Dach und Tor,
Des Uhus Schrei tönt wild und bang;
Ein Ruch nach feuchtem Gras und Moor.

Zerborstner Fenster grün Gestein
Läßt tief das Tal im Grunde sehn
Und rahmt die fernen Berge ein
Im herbstlich kahlen Windeswehn.

Hier schleiften Bauern zornentbrannt
Die alte Feste in der Not,
Der Ritter aber unerkannt
Entfloh vor seinem sichern Tod.

Ein alter Priester nur allein
Stand ruhig in der wilden Schlacht
Und ließ die starken Feinde ein
In Güte und mit Vorbedacht. –
Verklungen nun ist Schild und Schrei,
Gebeine ruhen da und dort. –
Die weißen Wolken ziehn vorbei
Und grüßen still und wandern fort…

21.05.1957

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