Anne Frank

Wind weht über die Gruft,
Über dein Erdenbett.
Träume – verwandle dich –
Die Sonne ruft!
Ich muß denken, wie du gespielt
Als Kind.
Ein Ball, ein Buch,
Märchen vom Guten, Bilder vom Bösen –
Und alles sollte im Glück sich erlösen!
Dann kam der Fluch
Der falschen Diktatur!
Nachts, versteckt, über winkligen Stufen,
Durch einer Luke kleines Geviert
Sahst du den Himmel, spürtest du rufen
Die große Natur.
Aber vertiert
Waren die Häscher. Nah auch der Tod.
Du glaubtest doch an das Morgenrot!
Im Tagebuch hast du geschrieben,
Mein Engel, wir müssten uns tiefer lieben!
Vermächtnis! Warnung!
Nie wieder Verfolgung und Städte in Brand,
Blut, Ruinen und Tod im Land,
Nie wieder ein junges Menschenkind,
Wie du, so jung, in Tränen blind.
Menschen erwacht, erwacht, erwacht!
Schon wieder senkt-sich zur Erde tief
Krieg und Nacht –
Weh dem, der schlief!

6.-7.2.1953

Gedichte A bis Z