An „Sie“!

Als Kinder spielten traulich wir zusammen
Auf weiter Au, wo Sonne uns beglänzt.
Du hattest mit Laub mein kindlich Haupt bekränzt.
Drauf küsst zum Dank ich deine Purpurlippen
Es war am Kelch des Glücks ein kurzes Kippen,
Ein unschuldvolles, kindliches Vergessen.
Doch ach,- ich hab am Glücke mich vermessen!
Jetzt wo du nun als schöne Jungfrau schreitest
Und ich als Jüngling mit gesenktem Haupt
Da hast du manche Träne mir geraubt
Die heimlich meine Wimper mir befeuchtet;
Denn nimmermehr hat mir dein Stern geleuchtet
Der nur aus deinen Augenpaaren scheint,
Und darum nur, hab ich oft still geweint!
Als ich dich jüngst auf einem Weg erblickte
Der dich zu einem Freunde bringen sollte-
Mein Herze mir aus Weh zerspringen wollte.
Ich dachte jener herrlich schönen Stunden
Da sie mir einst den Kranz ins Haar gewunden.
– Und ach – bald windet ihr wohl Amor einen
Und ich kann wieder als Verlassner weinen!

Erstes Gedicht

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