An meinen Sohn

O, keiner weiß, wie bang dein Auge da,
Als es die ersten Feuerschlangen sah,
Die heulend in die Gräben niederstießen.
Dort brach die Erde auf, von einem Riesen
In wilder Wut zerfetzt. Die Erde bebte.
Und was ringsum im Trommelfeuer lebte,
Ward aus der Welt geschleudert, ohne Sinn.
Blut troff in Schollen, das von Anbeginn
Der Zeugung schon, bestimmt im Kampf zu fließen.
Und dann erhoben aus den Nebelwiesen
Die Stahlgespenster sich, die Tanks und drohten,
Wie Drachen, feuerspeiend und umlohten
Die arme Erde, um sie zu versengen.
Und krallten sich mit ihren Eisenfängen
In die zerhackten Gräben, die euch deckten,
Und aus des Himmels schwarzer Hölle reckten
Die Todesvögel im Propellerdröhnen
Die schweren Flügel und im Stöhnen
Der tausend Münder brach ihr Feuer ein.
Da standest du, mein Sohn, sobald allein,
Ein Knabe noch, im Schicksal der Gewalten,
Die uns vernichten oder uns erhalten.
Wie muss dein Geist im braun verbrannten Graben
Für uns gebangt, für dich gezittert haben.
Und was ich dich gelehrt von Mensch und Leben,
Wie hat es geisterhaft dich dort umgeben.
Du bist vermisst! Gefangen? – – – sprich mein Kind
Auf unsere Art mit mir, sag, dass du lebst,
dass du gesund und dass du weiter strebst
Für dich … für Alle! Bang in heller Wacht
Will ich nun horchen durch die große Nacht.

Für Willy Becher

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