An ein italienisches Mädchen

Duft einer Blume,schönste Wohlgestalt,
Im Blick Italiens heisse Frühlingsnacht,
Auf lichtem Antlitz fernen Südens Pracht,
Antiker Schönheit zaubernde Gewalt.

Römisches Bildnis, meines Atems Halt,
Du hast der Sehnsucht Gluten mir entfacht,
Doch weiss ich trauernd deines Standes Macht
Wie Quadern schwer aus härtestem Basalt.

Zerschellt an alter Rechte Festungsmauern
Liegt nun mein Hoffen, je dich zu erringen,
Und du ziehst fort zu schattigen Zypressen!

Wird auch das Recht das Unrecht aberdauern,
Der Mensch die neuen Lehren sich erzwingen-
Uns schied man doch, und ich muss dich vergessen!

20.7.1927

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